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Alabama: Cadillac in the ditch |
Neil Young trägt bekanntlich den Spitznamen "Shakey" (auf deutsch: der Schwankende). Und das nicht nur wegen der schwankenden Kameraführung des passionierten Filmemachers. Auch in seinen Meinungen und seinem Handeln schwankt der Musiker oft überraschend zwischen meist gegensätzlichen Polen. Beim Farm Aid-Konzert am 19. September hat der ewig Schwankende wieder einmal ein Beispiel für eine seiner abrupten 180-Grad-Schwenks abgeliefert: nach vier Jahrzehnten kramte er seinen Südstaatensong
"Alabama" aus der Versenkung und brachte ihn mit seiner neuen Band "Promise of the Real" auf die Bühne in Chicago.
"Alabama" gehört nicht nur wegen des Scharmützels mit den Südstaaten-Rockern "Lynyrd Skynyrd" zu Neil Youngs kontroversesten Songs. Der von den Medien stets übertrieben dargestellte angebliche Streit mit Skynyrd-Frontman und Neil Young-Fan Ronnie Van Zant, der 1974 mit "Sweet Home Alabama" eine Replik auf den Youngs Alabama-Anklage schrieb, war dabei nur ein Aspekt. Biograph Jimmy McDonough zitiert in "Shakey" auch den Songwriter Randy Newman, der "Alabama" für zu schlicht hält und meint, dass Neil Young zu wenig über den Süden wisse."
Auch Neil Young selbst hatte sich schon sehr früh von seinem Song distanziert, der neben "
Southern Man" vom zwei Jahre eher erschienenen Album "After The Gold Rush" den Rassismus in den amerikanischen Südstaaten thematisiert. Nachdem "Lynyrd Skynyrd" 1974 ihre Replik veröffentlichen, strich Young den Song aus dem Repertoir. Nur 1977 spielte er ihn noch einmal - spontan als Teil eines Medleys zusammen mit
"Sweet Home Alabama". Anlass war der plötzliche Tod Ronnie Van Zants und weiterer Mitglieder von "Lynyrd Skynyrd" bei einem Flugzeugabsturz. Seitdem schlummerte "Alabama" in Youngs Werkkatalog. [
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