Mai 31, 2014

Dolly Parton & Neil Young - 1978 fast ein Traumpaar

Bunny Dolly Parton 1978
'Bunny' Dolly Parton, 1978
In wenigen Wochen, am 7. Juli, starten Neil Young & Crazy Horse ihre "Alchemy Tour 2014" in Europa. 18 Shows in 14 Ländern stehen bislang fest. Unklar ist aber immer noch, welche Vorband die Konzerte eröffnen wird. Bei der im letzten Jahr abgebrochenen Tournee standen "Los Lobos" und später die deutsche Band "Okta Logue" als Opening Act auf der Bühne.

Im Laufe der vielen Jahrzehnte haben unzählige Bands und Künstler den Anheizer für Neil Young gespielt, darunter auch große Namen wie Linda Ronstadt, Joni Mitchell oder die "Eagles". Eine echte Überraschung hätten beinahe die Fans bei der legendären "Rust Never Sleeps Tour" im Herbst 1978 erlebt: Damals hatte Neil Young niemand geringeren als Country-Star und Busenwunder Dolly Parton ausgesucht, seine bis dahin aufwändigste Bühnenshow zu eröffnen.

Neil Young hatte sich 1978 sehr kurzfristig entschieden, seine für September/Oktober jenen Jahres angesetzte Herbsttour mit "Crazy Horse" anders als üblich ablaufen zu lassen: Während eines Segeltörns auf der Hochzeitsreise mit seiner gerade angetrauten Frau Pegi ersann der Musiker ein Bühnenbild mit übergroßen Verstärkerattrappen und einem Riesenmikrofon. Die Roadies und Techniker sollten Kostüme tragen und Teil der Show sein. Sein Manager Elliot Roberts war entsetzt, als er im August - nur wenige Woche vor dem Start der Tour - von Youngs Plänen erfuhr. Der Musiker setzte sich gegenüber dem Manager durch. Die "Rust Never Sleeps"-Tour, der spätere Konzertfilm darüber, das Album gleichen Namens sowie das nachgeschobene Live-Album "Live Rust" wurden schließlich zu Meilensteinen in Neil Youngs Karriere. Warum damals aber ausgerechnet Dolly Parton 14 Shows dieser Tournee eröffnen sollte, bleibt wohl Neil Youngs Geheimnis. [Weiter mit Dolly Parton & Neil Young ...]

Mehr Geld für Parton als für Young?


Dolly Parton, Neil Young, 1978
Zeitungsberichte 1978 (Klick zum Vergrößern)
Parton war 1978 eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der USA mit drei Nummer Eins-Hits in den Country-Charts. Anders als ihre früheren Hits konnte sie sich damit sogar in den regulären Billboard-Charts platzieren. Dolly Parton - wie die Country-Szene generell - versuchte damals, sich einem breiterem Publikum zu öffnen. Man peilte verkaufsstrategisch vor allem die Fans der Rock- und Popmusik an. Dolly Parton, die 1978 sogar auf dem Titelbild des PLAYBOY erschien, hatte vermutlich Neil Young oder dessen Management davon überzeugt, dass so eine Rock/Country Cross-Promotion in diesem Fall funktionieren würde und für beide Seiten von Vorteil sei.

Schließlich hatte Neil Young selber Ende 1977 in Nashville sein Album "Comes A Time" produziert, auf dem zahlreiche bekannte Studiomusiker der Country-Szene mitspielten. "Comes A Time" war schon eine Art Rock/Country-Fusion und sollte passenderweise eigentlich schon vor der "Rust Never Sleeps"-Tour erscheinen. Wegen einer Panne im Presswerk verzögerte Neil Young aber die Veröffentlichung, die dann am 2. Oktober 1978 erfolgte - mitten in der Tour mit "Crazy Horse".

Anfang September 1978 berichteten Zeitungen ganz offen, dass Dolly Parton sich von dem Deal erhoffte, bei Neil Youngs Publikum bekannter zu werden. Es wurde sogar darüber spekuliert, der Country-Star würde mit der Tournee mehr Geld verdienen, als der "Rocker" Neil Young. Dolly Partons Management bestätigte damals gegenüber dem Magazin "Billboard", dass Neil Young selber die Idee zu der Kooperation hatte. "Wir sind kein bisschen in Sorge darüber, wie sie bei Neil Youngs Fans ankommen wird", sage Partons Manager Jim Morey damals dem Magazin. "Aber niemand kennt sein Publikum besser, als Neil Young selber. Er hätte Dolly Parton nicht in seine Show genommen, wenn er nicht denkt, dass sie bei seinem Publikum ankommt." "Billboard" zufolge, seien die Termine gemacht worden, nachdem die meisten Shows schon ausverkauft waren. Es wurden also reine Neil Young-Fans erwartet, aber Dolly Parton würde ihre Musik deshalb nicht ändern, so deren Management selbstbewusst.

Dolly Parton gibt Neil Young eine Korb


Neil Young, Dolly Parton, 1978
Dolly Parton, Neil Young, 1978
Der Artikel im "Billboard" Magazin war gerade erst erschienen, da meldeten Tageszeitungen bereits das abrupte Ende der Pläne. Dolly Parton sollte die Show der "Rust Never Sleeps"-Tour schließlich doch nicht eröffnen. Grund: Die Country-Musikerin, so schrieben Zeitungen, soll nicht bereit gewesen sein, ihr Set auf das bei Neil Young übliche kurze Maß für Vorgruppen zu verkleinern. Sie habe auf einem langen Set bestanden. Anderen Quellen zufolge, soll Neil Young den Deal gecancelt haben.

Wer letztlich aber auch immer dafür verantwortlich war: Mit der Absage für Dolly Parton wurde die Musikgeschichte leider um einige der skurrilsten Bühnenfotos betrogen. Mann stelle sich Dolly Parton vor, wie sie vor Neil Youngs berühmten Riesenverstärkern steht und ihren Hit von 1978 singt: "It’s All Wrong, But It’s All Right"? Außerdem: Ein PLAYBOY-Covergirl - Parton erschien ausgerechnet während der "Rust Bever Sleeps"-Tour im Oktober 1978 auf der Titelseite des Herrenmagazins - hatte Neil Young davor und danach noch nie auf der Bühne stehen.

Übrigens: Dolly Parton coverte 1996 auf ihrem Album "Treasures" Neil Youngs Song "After The Gold Rush" (und änderte eine Textzeile). Sie nahm das Lied später noch im Trio mit Linda Ronstadt und Emmylou Harris auf. Wie Neil Young tourt Dolly Parton im Sommer dieses Jahres mit ihrer "Blue Smoke World Tour" ebenfalls in Europa. Neil Young-Fans können also der damals geplanten Kombination 36 Jahre später in getrennten Konzerten einmal nachspüren. Und wer weiß: Noch hat Neil Young seine Vorgruppe für die "Alchemy Tour 2014" nicht bekanntgegeben ...


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