
Neil Young scheibt in seinem Buch, dass er sich im Jahr 2006 einen Mercedes zulegen wollte, um ihn mit Biodiesel zu fahren. Er habe auf Tournee in Europa viele Mercedes-Fahrzeuge gesehen, die mit Diesel führen. In den USA waren Diesel-PKW zu der Zeit aber wegen eines aus seiner Sicht unsinnigen Verbots gar nicht neu erhältlich. Dabei seien die von amerikanischen Behörden als Begründung angeführten Emissionen des Diesels durch die höhere Effizienz des Motos auf den Kilometer gerechnet sogar niedriger als bei Benzinern, so Neil Young. Erst 2013 sollten die USA den Diesel-Bann aufheben.
2006 musste Neil Young also noch notgedrungen auf einen gebrauchten Mercedes ausweichen, der vor dem Diesel-Bann in den USA zugelassen worden war. Seine Wahl fiel auf einen zweitürigen Mercedes 300CD. Auf Ebay fand er ein Exemplar von 1982, das in San Diego abzuholen war. Im dortigen Hotel, erzählt Neil Young im Buch, habe dann sein Hund Carl ins Zimmer gepinkelt - ein böses Omen, wie sich bald herausstellen sollte. Der Mercedes, den Neil Young dann am nächsten Morgen dem Verkäufer ohne Probefahrt auf dem Hotelparkplatz abkaufte, erwies sich als Schrotthaufen: Auf dem Weg nach Hause, qualmte der Motor so heftig, dass eine Weiterfahrt kaum mehr möglich war. Auch Klimaanlage und Fensterheber funktionierten nicht. Neil Young war vom Ebay-Anbieter kräftig übers Ohr gehauen worden und ärgerte sich über seine Naivität. Seine Frau Pegi taufte diesen 300CD dann auf den Namen "Malaisey". [Weiter mit dem zweiten Mercedes ...]
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300CD Zeitungsanzeige 1978 |
Auf dem Rückweg von San Diego fand Neil Young - wiederum auf Ebay - einen zweiten, identischen Mercedes 300CD. Der war fahrbereit und vom Vorbesitzer sogar schon mit Bio-Diesel betrieben worden. Ganz ohne Fehler war aber auch der zweite Mercedes nicht: Auf dem Rückweg zur Ranch stellte sich die Amaturenbrettbeleuchtung als defekt heraus. Tacho und Tankanzeige mussten mit einer Taschenlampe angeleuchtet werden. Diesen zweiten Wagen taufte Pegi Young "Miss Daisy Green" - obwohl der Wagen gelb lackiert war.
Wie beim VW Käfer sind Neil Youngs Angaben zu dem Wagen dürftig. Daher hier ein paar zusätzliche Details: Bei dem 300CD handelte es sich um einen echten Klassiker von Mercedes aus der Baureihe W 123 - der erfolgreichsten Baureihe der Stuttgarter Autobauer überhaupt. Das Coupé (Werks-Code C 123) der Baureihe hatte einen gegenüber der Limousine um 8,5 cm kürzeren Radstand und kam 1977 auf den Markt. In Deutschland war das Coupé als 230C, 280C und 280CE erhältlich. Der dieselbetriebene 300CD wurde dagegen ausschließlich für den Export in die USA gebaut. Dort hatte nämlich der Kongress nach der Öl-Krise von 1973 schärfere Umweltgesetze erlassen, die den Herstellern Vorschriften für einen niedrigeren Flottenverbrauch machten. Das Diesel-Coupé sollte mit dazu beitragen, den Durchschnittsverbrauch aller Mercedes-Fahrzeuge zu senken.

Neil Young war übrigens nicht der einzige prominente Musiker, der einen Mercedes 300 Diesel fuhr. Auch John Lennon besaß als letzten Wagen bis zu seinem Tod im Jahr 1980 ebenfalls einen - allerdings das T-Modell 300TD in weiß. Der Wagen hatte den gleichen drei Liter Turbodieselmotor wie der von Neil Young - John Lennon war ihm also auch in Sachen Diesel zeitlich um ein paar Jahre voraus.
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