April 14, 2014

Das Imperium schlägt zurück: Apple knüpft sich Pono vor

"Waging Heavy Peace" nannte Neil Young seine Autobiographie. Der Buchtitel war eine ironische Anspielung auf einen möglichen Konflikt mit dem Apple-Konzern, den der Musiker mit der Entwicklung seines Musiksystems Pono herausfordert. Die Zeit für diesen "schweren Frieden" in der Online-Musikbranche könnte nun unmittelbar bevor stehen. Verschiedene Internetmagazine berichten nämlich, dass Apple die im Sommer bevorstehende Runderneuerung seines Musikdienstes iTunes dazu nutzen wird, auch hochauflösende Musik im Format 24 bit und bis zu 192 kHz anzubieten.

Damit würde der Konzern aus Redmond in direkte Konkurrenz zu Neil Youngs Musikdienst PonoMusik treten. Dessen Webstore soll im Oktober starten und wird ebenfalls hochauflösende Dateien im 24-bit-FLAC-Format mit einer Samplingfrequenz bis zu 192 kHz für den PonoPlayer und andere Geräte anbieten. Neil Youngs sensationell erfolgreiche Finanzierungskampagne für den PonoPlayer per Crowdfunding über die Plattform Kickstarter.com endet am 15. April. [Weiter zu den Plänen von Apple ...]

Die Pläne von Apple sehen angeblich vor, den Dienst iTunes zu modernisieren, breiter aufzustellen und um ein Streamingangebot zu erweitern. So soll der neue iTunes-Store auch auf Smartphones und Tablets des Konkurrenzsystems Android laufen. Zusätzlich sollen viele der angebotenen Musikdateien und Alben, außer im verlustbehafteten AAC-Format, auch in einer hochauflösenden, verlustfreien Version verfügbar sein.

Apple hatte dazu bereits vor zwei Jahren sein Programm "Mastered for iTunes” gestartet, mit dem der Konzern Spezifikationen und Tools zur Produktion höher auflösender Musikdateien bereitstellte. Als Standard hat Apple 24 bit/96 kHz propagiert, aber auch Samplingraten bis zu 192 kHz sind möglich. Apple soll zudem bereits über einen großen Katalog mit zahlreichen Künstlern und Musikrichtungen verfügen.

Start des neuen Hi-Res-Angebots bei iTunes könnte den Berichten zufolge angeblich schon im Juni sein. Zeitgleich sollen dann als Zugpferd drei remasterte Alben von "Led Zeppelin" erscheinen, die in hochauflösenden Versionen über iTunes angeboten werden.

Neil Youngs PonoMusic würde der frühe Start von Apples Hi-Res-iTunes den eigenen Marktstart im Herbst erschweren. Pono hat zwar eine erfolgreiche Finanzierungskampagne hingelegt und war das drittbeste Kickstarter-Projekt überhaupt. Die damit verkauften etwa 15.000 PonoPlayer dürften gegen die Abermillionen iTunes-Konten von Apple allerdings eine verschwindend kleine Kundenbasis sein. Da aber gerade der Verkauf und die Verbreitung von hochauflösender Musik in Studiomasterqualität das eigentliche Ziel Neil Youngs ist - und nicht etwa der Verkauf von nackter Hardware - kommt dem geplanten PonoMusic-Store eine zentrale Bedeutung zu. Apples Vorstoß in Verbindung mit der hohen Marktdurchdringung von iTunes kann den Erfolg von Neil Youngs Initiative also durchaus gefährlich werden.

Apples Hi-Res-Dateien werden vermutlich auf den zahlreichen bereits verfügbaren portablen Abspielgeräten für hochauflösende Musik spielbar sein - eventuell sogar auf dem PonoPlayer selbst. Mittels USB-DAC könne auch PCs und MACs zu qualitativ hochwertigen Hifi-Stationen für 24-bit-Dateien nachgerüstet werden. Sollte Apples-Format streambar sein, besäße es sogar einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem von Pono genutzten FLAC-Format, das derzeit nicht gesteamt werden kann. Apple selber besitzt mit Apple-TV und AirPlay bereits Hardware und Verfahren, mit der man Musik im Heimnetzwerk an Anlagen, TV-Geräte oder  Lautsprecher streamt.

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