Juni 16, 2013

Englische Woche #6: Wie England Neil Youngs Musik pägte

The Shadows
Neil Youngs Vorbilder
Neil Youngs Beziehung zu England und zur englischen Rockmusik wurde schon in den frühen Jahren seiner Karriere geprägt. So hatte die britische Band "The Shadows" und ihr Gitarrist Hank B. Marvin großen stilistischen Einfluss, als Neil Young 1963 im kanadischen Winnipeg mit seiner Band "The Squires" durchstartete. Der Startvorteil für ihn: Ken Koblun, Bassist der "Squires," lebte bei englischen Stiefeltern und kam an Schallplatten englischer Bands heran, lange bevor sie in Winnipeg offiziell erhältlich waren.

Neil Youngs erste Gesangsversuch, nachdem die "Squires" anfangs nur Instrumentalstücke im Stil der "Shadows" spielten, waren dann zwei Songs der "Beatles" - der bekanntesten englischen Band überhaupt. 1964 sang er bei einem Auftritt in der Cafeteria der Kelvin Highschool "Money" und "It Won't Be Long".

1965, Neil Young hatte inzwischen die Schule geschmissen und war Profimusiker, fuhr die Band nach Fort William zu einem längeren Engagement in zwei örtlichen Clubs. Dort schlossen die "Squires" Freundschaft mit dem Gitarristen Terry Erickson. Der spielte gelegentlich mit der Band und wollte Neil Young dazu überreden, mit ihm nach England zu gehen. [Weiter zum Fluchtversuch ...]


Erster Fluchtversuch nach England

Beatles - Money
Erster gesungenes Lied
Als sie im Juni 1965 in Blind River auf die Reparatur von Neil Youngs mit Getriebeschaden liegen gebliebenen Leichenwagen "Mort" warten mussten, wurde es ernst: Laut John Einarsons Darstellung im Buch "Don't Be Denied" fuhren die beiden mit dem Motorrad zu Terry Ericksons Vater in North Bay, um sich Geld für die geplante Reise nach England zu besorgen. Der redete ihnen die Pläne aber aus und so landeten beide in Toronto bei Neil Youngs Vater. Der besorgte seinem Sohn einen Kredit und einen Probenraum für die Band.

Terry Erickson, jetzt offizielles Mitglied der "Squires", ging wenig später tatsächlich nach England, wo er einige Zeit in der Beat-Szene von Liverpool spielte. Neil Young dagegen blieb in Toronto und scheiterte dort als Folksänger.


Zweiter Fluchtversuch nach England

1966 war Neil Young von Toronto nach Kalifornien übergesiedelt und hatte in L.A. "Buffallo Springfield" gegründet. In der Band gab es von Anfang an Spannungen, die Neil Young immer wieder zu gelegentlichen Ausstiegen  trieben. 1967 wollte Jack Nietzsche daher Neil Young dazu überreden, nach England zu gehen. Johnny Rogan beschreibt in "Zero To Sixty" Nitzsches Plan: Neil Young sollte "Buffalo Springfield" verlassen und mit Hilfe von "Rolling Stones"-Manager Andrew Oldham in England eine Solo-Karriere starten. Oldham wollte, so schreibt Rogan weiter, die USA aber nicht verlassen, weil er in England polizeiliche Ermittlungen wegen Drogendelikten im Zusammenhang mit den "Rolling Stones" fürchtete.

The Chemosphere House
Startrampe für England:
Das Chemosphere Haus
Jimmy McDonough stellt die Episode in seiner Biographie "Shakey" etwas anders dar. Danach soll Neil Young selber - berauscht von der von Jack Nitzsche produzierten Aufnahme von "Expecting To Fly" - geplant haben, "England im Sturm" zu erobern. Neil Young soll sogar schon sein Bühnenkostüm für die Karriere in England entworfen haben: Ein Umhang aus schwarzem Samt und weiße Lederstiefel - passend zu seiner weißen Gretsch White Falcon Gitarre. Laut McDonough hatte Jack Nietzsche sogar schon sein Haus verkauft und Pässe für die Einreise nach England besorgt. 

Bis zur geplanten Abreise nach England wohnten Neil Young, Jack Nitzsche und dessen Kumpel Debby Bruce in einem UFO-ähnlichen Haus im Laurel Canyon. In dem futuristischen "Chemosphere House", durch das  LIFE Magazine und anderen Zeitschriften weltweit bekannt gemacht, hielten es die drei wegen der nicht funktionierenden Klimatisierung aber nur wenige Tage aus. Danach stieg Neil Young wieder bei "Buffalo Springfield" ein - bis zur Auflösung der Band 1968. Die Englandpläne zerschlugen sich erneut.

Rückblickend eine weise Entscheidung. Neil Young bescherte sein Verbleib in Kalifornien eine Weltkarriere mit CSNY, "Crazy Horse" und als Solokünster. Und dem englischen Publikum  blieb der obskure Anblick eines kanadischen Künstlers in schwarzem Samtumhang und weißen Lederstiefeln erspart.

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