Mai 03, 2011

The French Connection - Vier Cover und ein Todesfall

Der Film „The French Connection“ mit Gene Hackman und Roy Scheider in den Hauptrollen war 1972 der große Abräumer bei der Oscar-Verleihung. Insgesamt fünf der begehrten Preise erhielt der Streifen über zwei Polizisten des New Yorker Drogendezernates im Kampf gegen einen französischen Drogenboss (gespielt von Fernando Rey) aus Marseille. Als der Film 1971 gedreht wurde, hatte Neil Young gerade sein Album „After The Gold Rush“ auf dem Markt, vom dem zwei Titel - "Till The Morning Comes" und "Birds" - wenig später ebenfalls eine „French Connection“ erhalten sollten:

1972 coverte die französische Sängerin Françoise Hardy „Till The Morning Comes“. Der Song erschien auf ihrem Album „If You Listen“, dem zweiten englischsprachigen der Künstlerin, die auch auf Italienisch, Deutsch, Spanisch und Portugiesisch sang. Françoise Hardy veröffentlichte von 1962 bis heute mehrere Dutzenden Alben und galt in 60er Jahren als Vertreterin des Yéyé, der französischen Beat- und Popmusik mit vorwiegend weiblichen Künstlern.

Ebenfalls 1972 erschien ein Cover von Neil Youngs Song „Birds“. Interpretin war Claudine Longet, wie Hardy ebenfalls eine Französin. Das Album hieß "Lets Spend The Night Together. Die gebürtige Pariserin lebte zu der Zeit aber schon in Las Vegas, wo sie zunächst als Showgirl bei der „Folies Bergère Show“ arbeitete. Nach der Heirat mit dem Sänger Andy Williams begann Claudine Longet eine Karriere als Sängerin und Schauspielerin. Vier Alben, eine Rolle im Peter-Sellers-Film „ Der Partyschreck“ und einige Fernsehrollen verzeichnete ihre Karriere, die 1976 durch einen spektakulären Kriminalfall abrupt endete:

Claudine Longet erschoss in Aspen/Colorado ihren Lebengefährten, den US-Skirennläufer und Olympiateilnehmer Vladimir Sabich, der sich gerade von ihr trennen wollte. Trotz eines Obduktionsergebnisses, wonach Sabich aus zwei Metern Entfernung von hinten erschossen wurde, kam die Sängerin mit ihrer Version vor Gericht durch. Danach habe sich der tödliche Schuss versehentlich gelöst, als der Freund ihr die Funktionsweise der Waffe erklären wollte. Gegenteilige Beweise wurden wegen schwerer Ermittlungsfehler der Polizei vor Gericht nicht berücksichtigt. Longet wurde lediglich wegen „grober Fahrlässigkeit“ zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt. Die Geschichte wurde von den „Rolling Stones“ in dem Song „Claudine“ aufgegriffen, der 1980 auf dem Album „Emotional Rescue“ erscheinen sollte, dann aber aus rechtlichen Gründen entfiel.

Jahrzehnte später sollten zwei weitere französische Künstlerinnen die „French Connection“ zu Neil Young wieder aufnehmen. Im Jahre 2004 coverte „Les Rita Mitsouko“ den Song “A Man needs A Maid“ auf ihrem Live-Album „"En Concert Avec L'Orchestre Lamoureax"". Hinter „Les Rita Mitsouko“ steckt das Avantgarde-Pop-Duo Catherine Ringer und Frédéric Chichin. Die in einem Pariser Vorort geborene Catherine Ringer ist als Schauspielerin, Tänzerin und Musikerin eine schillernde Persönlichkeit der französischen Kulturszene. Sie spielte und tanzte auf Theaterbühnen und drehte mehrere Filme, darunter rauch Pornos, ehe sie 1980 mit Frédéric Chichin die Band „Les Rita Mitsouko“ gründete. In ihrer Musik finden sich Einflüsse von Jazz, Rock, Punk, Latin und Oriental.

2006 coverte Jane Birkin Neil Youngs „Harvest Moon“ auf Ihrem Album „Fictions“. Jane Birkin ist eigentlich gebürtige Engländerin und wurde dort in Antonionies Kultfilm „Blow Up“ als Schauspielerin bekann. Nach ihrer Heirat mit dem französischen Sänger, Regisseur und Autor Serge Gainsbourg lebt sie seit Ende der 60er Jahre in Frankreich und veröffentlichte dort zahlreiche Alben in französischer Sprache. Am bekanntesten ist ihr Hit „Je t’aime… moi non plus“, den Serge Gainsbourg ursprünglich für Brigitte Bardot schrieb. Ebenso wie Françoise Hardy gilt Jane Birkin als Vertreterin des Yéyé.

Interessant an dieser "French Connection" ist, dass die vier Interpretinnen nicht nur äußerlich große Ähnlichkeiten aufweisen - alle entsprechen weitgehend dem Klischee der dunkelhaarigen französischen Kindfrau. Auch ihr Gesangstil gleicht sich letztlich frappierend - falls man denn überhaupt von Gesang sprechen kann. Alle hauchen Neil Youngs Texte eher ins Mikrofon, als dass sie singen. Lediglich Catherine Ringer geht etwas kräftiger zur Sache, spielt aber auch - passend zur Coverversion "A Man Needs A Maid" - die kleine Französin.


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