Juli 29, 2015

Everybody's Streamin' - Neil Youngs digitales Geffen-Problem

Neil Young - Everybody's Rockin'
Fast genau 30 Jahre nach Beendigung einer der kuriosesten Rechtsstreite in der Geschichte der Rockmusik hat Neil Young wieder einmal Ärger mit Geffen Records. Wie das Branchenblatt "Variety" jetzt berichtet, konnte der Musiker seine in den 1980er Jahren für Geffen aufgenommenen Alben nicht wie beabsichtigt von den Streaming-Diensten wie Spotify, Apple Music oder Rdio entfernen.

Youngs vor zwei Wochen verkündeter Boycott des aus seiner Sicht qualitativ zu schlechten Musik-Streamings betrifft daher vorerst nur seine Warner/Reprise-Alben. Hintergrund: die Rechte für die sechs Geffen-Alben "Trans", "Everybody's Rockin'", "Old Ways", "Landing On Water", "Life" und die Kompilation "Lucky 13" liegen heute bei Universal Music. Laut "Variety" teilt das Label aber Neil Youngs Bewertung der Audioqualität von Streaming nicht. [Weiter mit Geffen ...]

Um die Geffen-Alben hatte es bereits zur Entstehungszeit heftigen Ärger gegeben. Nachdem Neil Young sein Stammlabel Warner-Reprise verlassen hatte und von Gründer David Geffen eine Million Dollar je Album und absolute künstlerische Freiheit bei seinem Label zugesichert bekam, entpuppte sich die Zusammenarbeit schnell als eine Geschichte voller Missverständnisse. Nach dem Synthesizer-Album "Trans" (1982) verweigerte Geffen die Veröffentlichung eines auf Hawaii entstandenen Folk-Albums ebenso wie die erste Fassung eines vom Country inspirierten Werks mit dem Titel "Old Ways". Geffen verlangte von Young ein Rock-Album. Der nahm daraufhin das 25-Minuten-Album "Everybody's Rockin'" auf - eine Sammlung von skurrilen Rockabilly-Songs im Stil der 1950er Jahre.

David Geffen, Elliot Roberts, Neil Young
David Geffen, Elliot Roberts, Neil Young
Reaktion von Geffen im November 1983 war eine Klage gegen seinen eigenen Künstler. Das Label verklagte Young auf drei Millionen Dollar Schadenersatz wegen "Unkommerzialität" und Ablieferung nicht authentischer Musik. Neil Young reichte eine Gegenklage über 21 Millionen Dollar ein. Während das Verfahren lief, scharte er eine Truppe von Country-Musikern um sich, nannte die Band "The International Harvesters" und tingelte mit ihr fast zwei Jahre durch kleine Hallen und ländliche Jahrmärkte.

1985 kam es dann zu einem Vergleich der streitenden Parteien: Neil Youngs Honorar wurde auf 500.000 Dollar je Album halbiert. Im Gegenzug entschuldigte sich Geffen bei Young und sagte zu, ihn nach zwei weiteren Alben aus dem Vertrag zu entlassen. Es erschienen die zweite Fassung von "Old Ways" (1985) und "Life" mit Crazy Horse (1986). 1988 war die Geffen-Ära beendet und Neil Young wieder zurück bei Warner. 1993 schob Geffen mit "Lucky 13" dann noch eine Kompilation als vertragliche Resteverwertung nach. 

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