Mai 18, 2015

Die Monsanto Years-Feindesliste, Folge 3: Starbucks

Neil Young und Starbucks
Neben der konservativen Lobbygruppe "Citizen United" und dem Einzelhandelsgiganten Walmart steht auch der Kaffeekonzern Starbucks auf jener "Feindesliste", die Neil Young auf seinem kommenden Album "The Monsanto Years" abarbeitet. Bereits im letzten Jahr hatte der Musiker auf seiner Webseite den Boykott der Kaffeehauskette verkündet. Seitdem verzichtet Neil Young auf seinen gewohnten Café Latte, den er zuvor dort kaufte.

Neil Young wirft Starbucks vor, als Mitglied der "Grocery Manufacturers Association (GMA)" Arm in Arm mit Konzernen wie Monsanto gegen den US-Bundesstaat Vermont vorzugehen. Ziel der Allianz sei es, die in Vermont beschlossenen Gesetze zur Kennzeichnung genveränderter Produkte durch eine Klage wieder zu kippen.

Starbucks hatte die Kritik zurückgewiesen und ein gemeinsames Vorgehen mit Monsanto gegen Vermont bestritten. Man strebe als überregionaler Konzern eine bundesweite Lösung an und Geld für eine Klage gegen den US-Bundesstaat sei nicht geflossen. Neil Young lässt das nicht gelten und antwortete auf seiner Webseite, dass die Mitgliedschaft im selben Verband, dem auch Monsanto angehört, automatisch auch die Verfolgung gemeinsamer Ziele bedeute. Über die GMA sei Starbucks Teil der klageführenden Partei. Außerdem habe Starbucks nicht auf Youngs Anfragen zum Verkauf von Gentechnik-Produkten reagiert. Der Musiker hält seinen Boykott daher aufrecht. Im Song "A Rockstar Bucks A Coffee Shop" gehen Neil Young und die Nelson-Brüder den Kaffeekonzern dann auch frontal an. [Weiter mit Neil Young vs. Starbucks ...]

"Als die Leute in Vermont Lebensmittel mit GVO kennzeichnen wollten / So dass sie herausfinden können, was in dem steckt, was der Bauer anbaut / Verklagten Monsanto und Starbucks durch die Grocery Manufacturers Alliance / Den Staat Vermont, um den Willen des Volkes zu kippen / Mo-san-to (und Starbucks) / Mütter wollen wissen, womit sie ihre Kinder füttern"
("When the people of Vermont wanted to label food with GMOs / So that they could find out what was in what the farmer grows / Monsanto and Starbucks through the Grocery Manufacturers Alliance / Sued the state of Vermont to overturn the people’s will / Mon-san-to (and Starbucks) / mothers want to know what they feed their children")

Nackter Busen verschwand


Starbucks Logo
Starbucks wurde 1971 von drei Studenten als Kaffee- und Teegeschäft in Seattle gegründet. Der Name geht auf den Steuermann Starbuck aus dem Roman "Moby Dick" von Herman Melville zurück. Zunächst verkaufte man nur Kaffeebohnen und Tee, erst später wurden auch aufgebrühte Getränke in den örtlichen Filialen verkauft. Nach einem Besitzerwechsel Ende der 1980er Jahre weitete Starbucks sein Geschäft zunächst in den USA, später weltweit stark aus. Das Kapital für die Expansion kam aus einem Börsengang.

Heute erwirtschaftet die Kette mit über 190.000 Mitarbeitern fast 15 Milliarden US-Dollar Umsatz und betreibt weltweit fast 22.000 Filialen. Vor allem in den USA ist Starbucks an fast jeder Ecke vertreten. Das Firmenlogo, anfangs noch schwarz-weiß, zeigte zunächst eine barbusige Meerjungfrau. Diese freizügige Darstellung wurde im Zuge der weltweiten Expansion aus politischen und religiösen Gründen entschärft.

Neben Kaffee und Tee hatte Starbucks bis vor kurzem auch Musik über seine Läden verkauft. Nach der Übernahme des Musikvetriebs "Hear Music" waren reguläre Alben und exklusive Kompilationen in Starbucks Programm. Immer wieder kam es auch zu Kooperationen mit Künstlern und Labels, die den Kaffeeverkäufer mit seiner kaufkräftigen Kundschaft als lukrativen Vertriebskanal nutzten. Im letzten Jahr gab es unter anderem eine spezielle, auf eine CD zusammengedampfte Version des Boxsets "CSNY 1974" bei Starbucks zu kaufen. Ende März 2015 stellte man den CD-Verkauf allerdings ein.


Starbucks zahlt fast keine Steuern


Kritiker werfen dem Konzern vor, seine Expansion vor allem auf Kosten der Beschäftigten, lokaler Kleinbetriebe und der Kaffee- und Teeproduzenten zu betreiben. So hatte schon 2008 die internationale Gewerkschaft IWW zum Boykott von Starbucks aufgerufen, weil der Konzern systematisch Gewerkschaftstätigkeit behindere und Gewerkschaftsmitglieder kündige. Im gleichen Jahr wurde der Konzern dazu verurteilt, 100 Millionen Euro zu Unrecht einbehaltener Trinkgelder an seine Mitarbeiter auszuzahlen.

Starbucks in Stuttgart
Starbucks in Stuttgart
Foto: Christoph Hoffmann
Starbucks geriet auch durch seine ausgeklügelten Steuervermeidungspraktiken in den Fokus. Wie einige andere multinationalen Großkonzerne auch, nutzt der Konzern in Europa geschickt Steuerschlupflöcher in Irland und Holland, um seine Steuerzahlungen an die Finanzämter der übrigen Staaten trotz Riesengewinne auf ein absolutes Minimum zu drücken oder sogar ganz zu vermeiden. So transferiert Starbucks Deutschland zum Beispiel Millionen angeblicher Lizenzgebühren an Starbucks Niederlande und drückt so die in Deutschland fällige Körperschaftssteuer auf Null. Organisationen wie ATAC hatten daher zu Aktionen gegen Starbucks aufgerufen. Auch in England gab es heftige Proteste gegen diese Steuerdrückerei. In einer Stellungnahme verwies der Konzern gegenüber Kritikern unter anderem auf mehrere Millionen Euro gezahlter Umsatzsteuer - diese Verbrauchssteuer zahlen aber die Kaffeetrinker als Endkunden selbst. Wegen seiner Gewinnverschiebungen und den sozialen Folgen des Steuerausfalls flog Starbucks 2013 aus dem Natur-Aktien-Index NAI.


Gentechnik in der Milch?


Kritik entzündet sich auch immer wieder an der Frage, ob der Konzern genveränderte Produkte verkauft oder GVO-Zutaten einsetzt. In den USA gibt es keine Kennzeichnungspflicht wie in Europa und auch in der EU entfällt die dort sonst verpflichtende GVO-Kennzeichnung, wenn Lebensmittel wie Milch oder Eier von Tieren stammen, die mit gentech­nisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Vor allem die bei Starbucks in den USA verwendete Milch soll Aktivisten zufolge zum Teil von Kühen stammen, die mit genverändertem Futter gefüttert werden (GVO-Milch). Einen vollständigen Wechsel auf Biomilch, wie von einer Online-Petition gefordert, hatte Starbucks abgelehnt, weil sie nicht in ausreichenden Mengen verfügbar sei.


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