Februar 11, 2014

50 Jahre British Invasion: Neil Young als Pilzkopf

"Squires" als Pilzköpfe (Fotomontage)
In diesen Tagen feiern die USA 50 Jahre "British Invasion". Der Begriff  bezeichnet die damalige Dominanz der amerikanischen Charts durch britische Beat-Bands, vor allem ausgelöst durch die Erfolge der Beatles Anfang 1964. Als zentrales Ereignis der "British Invasion" gilt der Auftritt der Beatles in der Ed Sullivan-Show am 9. Februar 1964, die von 73 Millionen Fernsehzuschauern gesehen wurde. Zeitgleich war die Band mit "I Want To Hold Your Hand" zum ersten Mal Nummer 1 der US-Charts. Wenige Wochen später belegten die Pilzköpfe aus Liverpool gleichzeitig die ersten fünf  Plätze der US-Hitparade. Die Invasion hielt etwa bis zum Sommer des Folgejahres an, bevor der Anteil britischer Produktionen auf dem amerikanischen Musikmarkt wieder zurückging.

Natürlich wurde auch Neil Young von der "Beatlemania" und der "British Invasion" in seiner musikalischen Entwicklung stark beeinflusst. Dieser Einfluss war aber bereits vor 1964 durch britische Instrumentalbands wie "The Shadows" sehr ausgeprägt. Grund dafür war vor allem Ken Koblun, Bassist in Neil Youngs Band "The Squires". Dessen aus England stammende Pflegefamilie war immer über die aktuelle Musik im Mutterland des Beat auf dem Laufenden und erhielt britische Schallplatten lange, bevor sie in Kanada regulär auf den Markt kamen. Kanada, Teil des britischen Commonwealths, war wiederum den USA weit voraus, was die "British Invasion" betrifft.

Fasziniert von den Frisuren der Beatles, ließ sich Neil Young auch seine Haare schon früh im Stil der "Fab Four" wachsen -  sehr zum Missfallen seiner Mutter und seiner Verwandten in Winnipeg. Weltweit sorgten die Pilzkopffrisuren für Aufsehen. Die Beatles sorgten dann schließlich auch dafür, dass Neil Young den Sprung vom Lead-Gitarristen einer Instrumental-Band zum Gitarre spielenden Sänger schaffte: Während eines Auftritts mit den "Squires" in der Cafeteria seiner Kelvin Highschool sang er zum ersten Mal öffentlich - es waren die Beatles-Songs "Money" und "It Won't Be Long". [Weiter mit Neil Young und den Beatles ...]

Großen Anklang fand Neil Youngs Gesang damals allerdings nicht. "Bleibt bei Instrumentals", schallte es ihnen im Januar 1964 entgegen, als die "Squires" mit Beatles-Perücken bei einem Gig in der St. Ignatius Kirche von Winnipeg "She Loves You" sangen. Ein eigener Song im britischen Mersseybeat-Style - "I Wonder" - war am 2. April 1964 auch der erste Song, den Neil Young jemals in einem Tonstudio sang. Die Aufnahme im CKRC Radiostudio von Toningenieur Harry Taylor erschien damals nie als Single, ist aber auf den "Neil Young Archives Vol. 1" enthalten.

Beatles in Winnipeg
Die Beatles landen in Winnipeg, 1964
Im April 1964 kamen die Beatles sogar leibhaftig nach Winnipeg in die kanadische Provinz. Allerdings nicht, um dort aufzutreten, sondern um ihr Flugzeug bei einem Zwischenstopp auf dem örtlichen Flughafen aufzutanken. Der Winnipeg Airport war überfüllt von hysterischen Teenagern, die einen Blick auf die vier Musiker aus Liverpool werfen wollten.

Ob auch Neil Young in der Zuschauermenge stand, ist nicht bekannt. Der war zu der Zeit mit seinen "Squires" gut beschäftigt. Autor John Einarson zitiert Ken Koblun im Buch "Don't Be Denied" mit dessen Erinnerung, dass die "Squires" auch das ansonsten eher auf Folk abonnierte 4D-Coffeehouse in Winnipeg mit Songs der Beatles gerockt haben. Zu den Beatles-Coverversionen, die Neil Young und seine Band zu jener Zeit im Repertoire hatten, gehörten unter anderem "Twist & Shout", "I Saw Her Standing There" oder "I Wanna Be Your Man".

Aber auch Songs anderer Bands der "British Invasion" wurden von Neil Young und seiner Band übernommen, darunter "Needles and Pins" von "The Searchers" aus Liverpool, die damit Anfang 1964 einen Nummer-Eins-Hit in England hatten. Kurioserweise stammte ausgerechnet "Needles and Pins" ursprünglich aus der Feder von Jack Nietzsche und Sonny Bono aus Los Angeles. Neil Young traf etwas drei Jahre nach der "Britisch Invasion" in Kalifornien auf Nietzsche und arbeitete über eine lange Zeit mit ihm zusammen. 

Neil Young by Linda McCartney (1967)
Linda McCartney Foto (1967)
Aber auch dabei spielten die Beatles wieder eine wichtige Rolle: Die hatten 1967 mit ihrem Album "St. Pepper" die Musikwelt nämlich erneut auf den Kopf gestellt. Neil Young, damals bei "Buffalo Springfield" und Teil der Topanga-Szene, hörte das Album laut seinen Memoiren rauf und runter und ließ sich vom wegweisenden Konzeptalbum der Beatles mit Songs wie "A Day In The Life" zu den eigenen Songs "Expecting To Fly" (produziert von Jack Nietsche) und "Broken Arrow" inspirieren.

Viele Fotos von Neil Young während der Springfield-Ära stammen übrigens von Fotografin Linda Eastman, die 1969 Ehefrau von Beatles-Frontman Paul McCartney wurde. Mit dem verbindet Neil Young seit diesen Tagen eine tiefe Freundschaft. McCartney spielte bei Neil Youngs Bridge-School-Benefit. Neil Young hatte später lange McCartneys Song "A Day In The Life" im Programm, mit dem sie im Juni 2009 im London Hyde Park sogar zusammen auf der Bühne standen. Zuletzt trat Neil Young mit "Crazy Horse" Anfang 2012 bei einer Tribute-Gala für Paul McCartney in Los Angeles auf. Sie spielten "I Saw You Standing There", jenen Song, den Neil Young schon 1964 - vor 50 Jahren - während der "British Invasion" mit den "Squires" im Repertoire hatte.

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