November 02, 2012

Vor 25 Jahren: Neil Young wurde zum Blues Brother

Als Neil Young seine Jungs von „Crazy Horse“ zusammenrief, um das Folk-Album „Americana“ einzuspielen, war das beileibe nicht der erste Ausflug in ein fremdes Musikgenre. Und es war auch nicht das erste Mal, dass Neil Young mit „Crazy Horse“ einen Zeitsprung zurück in die frühen 1960er Jahre machte – in die Zeit seiner Teenager-Band „The Squires“. 

So wie „Americana“ im Sommer 2012 alte Folk-Arrangements der „Squires“ wiederbelebte, so griff Neil Young auch schon 25 Jahre zuvor auf Songs zurück, die er mit seiner ersten richtigen Band aus dem kanadischen Winnipeg 1964 geschrieben und gespielt hatte.

Heute vor 25 Jahren, am 2. November 1987, spielten "Neil Young & The Bluenotes" – ein um eine Bläsergruppe erweitertes „Crazy Horse“ – ihr erstes Konzert der "Bluenotes Club Tour" im Cocoanut Grove in Santa Cruz.

Neil Young & Bluenotes - This Note's For You
Album "This Note's For You"
Diese Tour, die 1988 erweitert wurde und im Album „This Note’s For You“ mündete, präsentierte Neil Young als Rhythm & Blues Musiker. Letzter Auslöser für diesen Rollenwechsel war eine Reunion mit seiner Jugendband „The Squires“, die im Juni 1987 in Winnipeg stattfand. Man traf sich 22 Jahre nachdem Neil Young seiner musikalischen Heimatstadt Winnipeg den Rücken gekehrt hatte. Eine Jam-Session mit seinen alten Weggefährten fand in Winnipegs „Blue Note Cafe“ statt, das auch auf dem Cover des Albums „This Note’s For You“ abgebildet ist.

Kurz nach dem Treffen schickte Ken Koblun, Bassist der „Squires“ Neil Young die Textblätter von drei Songs, die Neil Young mit den "Squires" beim Engagement im Flamingo in Fort William gespielt hatten. Damals – im November 1964 ­– hatte Neil Young auch den Blues für sich entdeckt und im Bluesmusiker Jimmy Reed ein Idol gefunden.

Neil Young Idol Jimmy Reed
Youngs Idol: Jimmy Reed
In Fort Williams altem Victoria Hotel, wo an seinem 19. Geburtstag auch der Klassiker „Sugar Moutain“ entstand, schrieb er die  Songs „Hello Lonely Woman“, „Aint it The Truth“ und „Find Another Shoulder“ - alle von Jimmy Reed inspiriert. In seinen Memoiren “Waging Heavy Peace” geht Neil Young auf diese Episode ein und schreibt, dass die "Squires" damals im Flamingo-Club auch R&B-Klassiker wie „Hi-Heel Sneakers“ spielten. In seinem allerersten Twitter-Chat am 24. Oktober verriet er zudem, dass sein letztes selbst gekauftes Album "Rockin' With Jimmy Reed" war.

Die Erinnerung an die "Squires und den Blues" fielen im Jahr 1987 also auf ebenso fruchtbaren Boden, wie 25 Jahre später die Memoiren-Erinnerung an die "Squires und den Folk" zum Album „Americana“ führten. 

Neil Young verfolgte damals, wie Johnny Rogan in seinem Buch „Zero To Sixty“ schreibt, zudem gerade den Traum von einem Film á la „Blues Brothers“. Außerdem bahnte sich das Ende der unglücklichen Zusammenarbeit mit dem Geffen-Label an. Neil Young, nutzte beides für einen Kreativitätsschub und einen überraschenden Genre-Wechsel, wie sie für seine Karriere bezeichnend sind.

Silvertone Amp
Silvertone Verstärker
Statt in der zweiten Hälfte des Jahres 1987 also die begonnene "Life"-Tour mit Crazy Horse fortzusetzen, wurde Neil Young zum „Blues Brother“. "Crazy Horse" wurde um eine Bläsergruppe erweitert. Neil Young selbst tauschte seinen geliebten Fender Deluxe Verstärker gegen einen puristischen Silvertone Billig-Amp, setzte sich einen Fedorahut auf und bastelte ein Set rund um die von Jimmy Reed inspirierten alten Songs aus der Zeit der "Squires".

Die Songs, die „Neil Young & The Bluenotes“ ab dem 2. November 1987 auf einer Tour durch kleine Clubs in Kalifornien spielten, sind fast alle bis heute unveröffentlicht. Lediglich einige wenige schafften es später auf „This Note’s For You“. Das epische "Ordinary People" tauchte später auf "Chrome Dreams II" auf, "Don't Take Your Love ..." und "Ain't It The Truth" landeten 1993 auf der Kompilation "Lucky Thirteen". "Hello Lonely Woman" gibt es in einer Fassung aus der Squires-Zeit in den "Archives Vol. 1".

Die Bluenotes Club-Tour ging 1988 weiter und mündete schließlich in die “Sponsored By Nobody Tour with The Bluenotes”. Nach und nach erweitere Neil Young das Set um neue Songs wie „Coup De Ville” oder „Twighlight“, die schon fast jazzige Anklänge hatten. Von "Crazy Horse" war zu dem Zeitpunkt nur noch "Poncho" Sampedro dabei, der wegen einer Handverletzung auch nur Orgel spielt und sang. Ende 1988 war die R&B-Phase dann schon wieder vorbei - Beinahe jedenfalls: Jimmy Reeds Blues-Klassiker "Baby What You Want Me To Do" spielte Neil Young noch 1996 mit "Crazy Horse" für das Album "Broken Arrow" ein.

Video: Neil Young & The Bluenotes "Twighlight", 1988




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